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Künstler: Tobias Sammet's Avantasia

Album: The scarecrow

Erscheinungsjahr: 2008

Anspieltipp: Another angel down

Autor: Tobias

Eher faustisch denn historisch-fantastisch präsentiert Edguy-Frontmann Tobias Sammet dieser Tage den lang erwarteten dritten Release seines ambitionierten Projektes Avantasia. Sammet überrascht dabei nicht nur mit einem frischen lyrischen Ansatz, sondern auch mit einem modifizierten Umgang mit der aus den ersten beiden Werken bekannten Opern-Thematik, indem er dem Output einen reiferen und tiefgründigeren Anstrich verpasst und dabei auf eine allzu bombastische und mythenhafte Inszenierung verzichtet. Als ein höchst eigenständiges Werk muss „The scarecrow“ daher verstanden werden und trägt nicht zuletzt deshalb eben nicht den Namenszusatz „The metal opera: Part III“. Konzeptionell bewegt sich Sammet mit „The Scarecrow“ wie bereits erwähnt auf den Pfaden von Goethes Faust: Er erzählt die Geschichte eines Menschen, der auf Grund schwerer Wahrnehmungsstörungen in der Isolation aufwächst. Seine unerfüllten Sehnsüchte werden dabei nicht nur von guten, sondern auch von zwielichtigen, gar bösen Gestalten erhört, die ihn in diffizile Klangwelten bugsieren, in denen er sich behütet fühlen und aus denen er Kraft schöpfen kann. Dabei entwickelt sich der anfangs als absonderlicher Eigenbrötler geächtete Egozentriker zum Paradiesvogel und erlebt unter anderem mit Hilfe eines Mephistopheles-ähnlichen Charakters einen Selbstfindungsprozess sowie gesellschaftlichen Aufstieg ohnegleichen.

Wie bereits von den ersten beiden Avantasia-Silberlingen bekannt, werden sämtliche in dem Geschehen involvierten Personen von zweckdienlichen Gastsängern dargestellt, die es vermittels ihrer Klangfarbe und Stimmvariabilität hervorragend zu verstehen wissen, die Wesenszüge ihres jeweils verkörperten Charakters zu vertonen. Sammet, der seinem Hauptcharakter höchst selbst seine herausragende Stimme leiht, lässt sich im Laufe der Geschichte u.a. von Rocklegende Alice Cooper, At-Vance Frontmann Oliver Hartmann, "Mephistopheles" Jorn Lande, Magnum Sänger Bob Catley, dem unverwechselbaren Michael Kiske, Kamelot-Goldkehlchen Roy Khan und Singer-/Songwriter Amanda Somerville begleiten, denen durchweg eine starke Leistung attestiert werden kann. So gefällt sogar Altrocker Cooper im mysteriösen Mid-Tempo Stampfer „The toy master“ und gerade Lande, der sich zuletzt als Songwriter in erschreckender Form präsentierte, liefert eine durchweg formidable Sangesleistung ab und rechtfertigt so das Vertrauens Sammet’s ihm den dominanten Part des Mephistopheles zuzuteilen. Besonders im lebendigen „Devil in the belfry“ liefert sich Lande ein grandioses “Duell“ mit der Hauptfigur. Anfangs enttäuschend präsentiert sich dagegen die als zweite Single des Albums ausgewählte Halbballade „Carry me over“. Mit erhöhter Rotation mausert sich dieser Song aber rasch zu einem großartigen Stück Tonkunst, das es geschickt versteht mit einem eher simplen Refrain auf die grandiosen Strophen und Brigdes zu verweisen. Ähnlich verhält es sich zunächst auch mit dem anschließenden Somerville-Schmachtfetzen „What kind of love“, der spärlich instrumentiert erst nach einigen Anläufen eine Gänsehaut beim Hörer hervorzurufen vermag, im Nachhinein aber einen ausnehmend großartigen Mosaikstein in Sammets Psycho-Puzzle darstellt. Ohne Anlaufschwierigkeiten hingegen funktionieren der Happy-Metal Kracher „Shelter from the rain“ mit Michael Kiske, das pompös-pathetische „Cry just a little“, sowie der 11minütige Titeltrack des Albums. Letztgenannter betört den Konsumenten als Herzstück der Platte dabei mit episch-mittelalterlicher Melodieführung, einem virtuosen Gitarrenpart und Ohrwurm-Refrain und zeigt zu jeder Sekunde die Varietät und Klasse in Sammets Songwriting auf.

Der polarisierende Charthit „Lost in space“ wirkt dann zum Abschluss des Albums rein musikalisch zwar ein wenig deplatziert, vor dem Hintergrund des Konzeptes bildet er jedoch einen passenden Abschluss eines spannend-mysteriösen Ohrenschmauses, der unzweifelhaft einen ersten echten Höhepunkt des noch jungen Musikjahres 2008 darstellt. „The scarecrow“ gleicht einer emotionalen Berg- und Talfahrt der Hauptfigur, der Hörer hingegen erfreut sich während der 64 Minuten Spielzeit einer stetig wachsenden Begeisterung für ein erwachsenes, tiefgründiges nichtsdestotrotz aber auch verspieltes Melodic Metal Machwerk eines unzweifelhaft begnadeten Künstlers.

 

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